Schweinefleisch?

Warum dürfen Christen, anders als Juden und Muslime, Schweinefleisch essen?

Judentum, Christentum und Islam verbindet mehr als der Glauben an den einen Gott. Die drei monotheistischen Religionen teilen auch wesentliche Erzählungen und Aspekte ihrer Religions- und Glaubensgeschichte miteinander. Ihre Verwandtschaft zeigt sich, wie in einer Familie, auch in äußerlichen Ähnlichkeiten. So z.B. bei der Frage nach den Speisegeboten. Diese haben von den gemeinsamen Überlieferungen herkommend für Juden und Muslime hohes Gewicht. Juden ernähren sich koscher (hebr. für rein), Muslime halal (arab. für erlaubt). Beide Worte meinen dasselbe, wenn sich auch die jeweiligen Regeln in den Details unterscheiden: Es gibt Regeln für erlaubte und verbotene Speisen. Viele Gemeinsamkeiten gibt es über die Art der Schlachtung von Tieren. Die alttestamentliche Klassifizierung von Schweinen als unrein gilt auch im Islam, darum essen weder Juden noch Muslime Schweinefleisch.

Im Urchristentum hingegen standen die Speisegebote auf dem Prüfstand. Weil nicht nur Juden zum Christentum fanden, sondern auch Nichtjuden (Heiden), stellte sich die Frage: Müssen Heiden erst Juden werden, um Christen sein zu können? Sind also die jüdischen Speisegebote notwendiger Bestandteil für den Glauben an Jesus Christus oder nicht?

Über die damaligen Auseinandersetzungen lesen wir einiges in der Bibel, z.B. über die Gewissensnöte der Judenchristen im Umgang mit den Neuchristen (1Kor 8), über den Erkenntnisweg von Petrus zum Einverständnis mit der Heidenmission (Apg 10) und über die Einigung beim sog. Apostelkonzil über  das Minimum der einzuhaltenden Regeln (laut Apg 15 kein ersticktes Tier, kein Blut; laut Gal 2: Armenfürsorge, aber keine Speiseregeln).

Durchgesetzt hat sich letztlich, dass die Frage nach erlaubten und verbotenen Speisen für Christen keine Frage der Speise mehr ist, sondern des Umgangs miteinander in gegenseitiger Achtung und Rücksichtnahme.