Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa

Pfrn. Dr. Schmutzler nahm im Herbst als eine von zwei sächsischen Delegierten an der Begegnungstagung von Synodalen zum Jubiläum der GEKE in Bad Herrenalb teil. Wer oder was ist die GEKE?

Die GEKE ist die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa. Zu ihr gehören die verfassten protestantischen Kirchen (lutherisch, reformiert, uniert) von Portugal bis Georgien und von Island bis Italien.

Warum gibt es diese Gemeinschaft erst seit 50 Jahren?

Da hilft ein Blick in die Kirchengeschichte! Anfang des 16. Jh. gab es zwei Zentren der Reformation. Eines in Wittenberg um Martin Luther und eines in Zürich um Ulrich Zwingli. Wenn Luther und Zwingli auch viele ähnliche Dinge in der vorfindlichen Kirche kritisierten und ändern wollten, manches ähnlich sahen, gab es doch auch grundlegend unterschiedliche Auffassungen, z.B. zur Frage der Rechtfertigung allein durch den Glauben oder zur Anwesenheit Jesu Christi im Abendmahl.

Die protestantischen Fürsten wollten aber gern eine geeinte „neue“ Christenheit. So lud Philipp von Hessen Luther und Zwingli 1529 zum Marburger Religionsgespräch, um zu einer gemeinsamen Lehre, einem gemeinsamen Bekenntnis zu kommen.

In 14 Punkten konnten sich die Reformatoren einigen, aber bei der Frage, wie Jesus Christus im Abendmahl anwesend ist, kam es zu keiner Einigung.

Und deswegen gab es Streit?

Heftigen Streit! So heftig, dass man sich gegenseitig absprach, wirklich Christ zu sein und sich gegenseitig verfluchte.

Wieso hat es so lange gedauert mit der Versöhnung?

Es gab in der Geschichte immer mal wieder Versuche sich anzunähern, z.B. nach den napoleonischen Befreiungskriegen oder in den 20er Jahren des 20. Jh., aber diese Versuche brachten keine Lösung, weil der Fokus lediglich auf einer Vereinheitlichung lag.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dann Lehrgespräche aufgenommen – ohne den Anspruch der Gleichmacherei. Es war vielmehr die Suche nach Gemeinschaft in versöhnter Verschiedenheit: Wie können wir trotz der Unterschiede miteinander Gemeinschaft haben? Um diese Frage ging es und sie ist noch heute zentrales Anliegen. So wurde Versöhnung möglich!

Am 16. März 1973 entstand die Leuenberger Konkordie. Mit ihr erkennen die lutherischen, reformierten und unierten Kirchen in Europa gegenseitig das Abendmahl und die Taufe, ihre Ämter und die Berechtigung zur Predigt an.

In Auszügen steht sie übrigens auch im Gesangbuch Nr. 811.

Was sind das denn für Unterschiede im Verständnis des Abendmahls?

Das wird in der nächsten Folge von „Frag doch mal die Pfarrerin“ erklärt :).

Und was war das Beste an der Tagung?

Die internationale Begegnung und der Austausch über den eignen Tellerrand hinaus. Zu merken, wie wichtig theologische Ernsthaftigkeit für ein gutes Miteinander ist, um gemeinsam in Europa dem Glauben Gestalt zu geben.