Abendmahl

Jesus begegnen! Das geht ganz konkret bei der Feier des Heiligen Abendmahls. In der letzten Ausgabe blieb die Frage offen, welche Unterschiede es für Reformierte und Lutheraner bei der Feier des Abendmahls gibt.

Auf wen geht das unterschiedliche Verständnis zurück?

Martin Luther und Hyldrich Zwingli trafen sich 1529 in Marburg zu einem Sondierungespräch, ob beide reformatorische Strömungen sich zu einer vereinigen können. In vielen Punkten waren beide sich einig. Nur beim Abendmahl war kein Konsens möglich.

Wie lauteten die unterschiedlichen Positionen?

Zwingli meinte, dass Jesus Christus im Himmel zur Rechten des Vaters ist und deswegen nicht in den Elementen (Brot und Wein) anwesend sein kann. Dahinter steht die besondere Betonung der Ehre und der Majestät Gottes. Eine Vermischung mit dem Kreatürlichen war für Zwingli undenkbar. Das Abendmahl ist ein symbolisches Erinnerungsmahl.

Luther hingegen betonte die Inkarnation (Menschwerdung) Jesu Christi. Er ist unser Bruder geworden. Für Luther ist Jesus Christus im Abendmahl real präsent, das Brot ist sein Leib und der Wein ist sein Blut, auch wenn wir das weder sehen noch schmecken. Geheimnisvoll ist Jesus Christus in, mit und unter den Elementen anwesend.

Kann man die Unterschiede sehen?

Ja, wenn man gut aufpasst. Die lutherische Pfarrerin schlägt bei den Einsetzungsworten ein Kreuz über den Elementen, die reformierte spricht die Worte ohne ein Kreuz zu schlagen.

Warum haben beide so strikt auf ihrer Meinung beharrt? 

Weil das Abendmahl eines der beiden Sakramente ist, die die evangelischen Kirchen (lutherische und reformierte) kennen. Das bedeutet, es ist heilig, etwas ganz Besonderes. Das unterschiedliche Verständnis lässt sich darum nicht ignorieren.

Warum war dann im 20. Jh. in Leuenberg die Einigung möglich?

Im 20. Jh. wurde der Blick weiter. Im Bewusstsein des Verbindenden hat man die Unterschiede ausgehalten. Das Ergebnis lautete: „Gemeinschaft in versöhnter Verschiedenheit“.

Vier Dinge erleben wir gemeinsam im Heiligen Abendmahl:

Gemeinschaft – das Abendmahl lässt sich nur als Gemeinde zusammen mit anderen Christen empfangen. Wer zu Jesus gehört, ist nicht allein.

Vergebung der Sünden – so wie es in den Einsetzungsworten heißt.

Erinnerung – uns wird in Erinnerung gerufen, wie sehr Gott uns liebt, wenn wir uns daran erinnern, was Jesus Christus für uns getan hat.

Stärkung – dass wir unseren Glauben auch im Alltag leben können.