
Faschingspredigt – zum Nachlesen
16. Februar 2023
Am 19. Februar war es wieder soweit: Da wurde die Kanzel der St. Laurentiuskirche wieder zur Bütt. Bereits seit 2020 predigt Pfarrerin Dr. Schmutzler am Sonntag Estomihi, dem Sonntag vor Fastnacht, in Reimen.
Freuen Sie sich auch in diesem Jahr auf die gereimte Verkündigung von Gottes Wort – fröhlich und tiefgründig zugleich!
Hier die Predigt im Wortlaut. Alle Teile der Predigt sind urheberrechtlich geschützt, eine Verbreitung ist nur mit Erlaubnis von Pfrn. Dr. Schmutzler möglich.
Predigttext ist 1Kor 13, 1-13
Gnade und Friede sei mit euch, von dem der war, kommt und ist
Gnade und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christ.
Ja, alles, alles ist vergänglich,
nur der Kuhschwanz, der bleibt länglich.
So weiß schon der Volksmund, Antwort zu geben
auf eine der drängendsten Fragen im Leben.
Was bleibt? Diese Frage steht nicht nur am Schluss
Nicht erst, wenn man Abschied nehmen muss.
Was bleibt von nem Leben, ob lang oder kurz
Sag, welche Bilanz bringt der Kassensturz?
Hast du viel geackert, geleistet, geschafft?
Und hast du sie richtig gebraucht, deine Kraft?
Denn hinter der Frage, was bleibt, steht gewichtig
und ernsthaft die Frage, was ist wirklich wichtig?
Die Frage, was bleibt, zwingt uns zu reflektieren,
ob wir auch ins Richtige investieren.
Was bleibt? Diese Frage zwingt unseren Blick,
auf Entscheidungen in unserm Leben zurück.
Ideen gibt’s viele, von denen wir denken
dass sie’s wert sind, ihnen Beachtung zu schenken
Wer‘n Haus baut, nen Baum pflanzt, ein Kind zeugen kann,
so steht’s im Talmud schon, wär ein glücklicher Mann.
Auch nach anderen Dingen kann man sich sehnen,
nen geachteten Platz der Gesellschaft einnehmen,
Erfolge im Sport, im Beruf angeseh’n,
kein Stress in der Schule, das klingt doch ganz schön.
Und in der Familie auch keinen Streit,
und Wohlstand und Glück und Zufriedenheit.
Und last but not least, denn das darf nicht fehlen
Im Reinen mit Gott sein, ist wichtig im Leben.
Was bleibt, was ist wichtig? Suchten auch zu erfahren
die Christen Korinths schon vor 2000 Jahren.
Der Paulus erzählte von Jesus und Gott,
vom ewigen Leben, das folgt nach dem Tod.
Von Hoffnung für alle, die zu Gott gehörn,
schon in diesem Leben da wär das zu spürn
Doch gibt es Gewissheit, die das garantiert?
Ein äußeres Zeichen, dass man zu Gott gehört?
Noch simpler, man fragte sich in Korinth,
wer die echten, die richtigen Christen sind.
Das kann man erkennen, sie sind unbeirrt
es gibt ein System von Gott selbst eingeführt.
Der Heilige Geist verteilt Geistesgaben,
als richtiger Christ sollte man welche haben.
Hoch im Kurs steht das Reden in fremden Zungen,
damit bist du zu Gott ganz weit vorgedrungen.
Das kann jeder hören, wenns auch keiner versteht,
doch hilft’s wenns ums richtige Ansehen geht.
Dahinter in Reihe platzierten sie
Erkenntnis und Weisheit und auch Prophetie.
In dieses Wertesystem hinein,
da reihn sich problemlos die Geistgaben ein.
So fühln die Korinther sich auskunftsbereit
auf die drängendste Frage, die Frage: Was bleibt?
Als Paulus das hört, kriegt er erstmal nen Schreck,
für einen Moment bleibt die Spucke ihm weg.
Es reicht der Moment, den er fassungslos ist,
für ihn zu erkennen, diese Wertung ist Mist.
Dann setzt er sich hin, einen Brief zu schreiben
und seine Kritik in ein Lied zu kleiden.
Was bleibt? – auch der Apostel hat
auf diese Frage ne Antwort parat.
Das Lied ist bis heute die creme de la creme,
ein schöneres Werk hat noch niemand gesehn.
Das Lied wichtet neu, ohne dass es brüskiert.
und trotzdem den Kern der Sache berührt.
Ich könnte mit Engelszungen sprechen,
doch fehlte die Liebe, ich könnts glatt vergessen.
Wenn jedes Geheimnis mir wär offenbar,
doch fehlte die Liebe, ich würd zur Gefahr
Und könnte mein Glaube gar Berge versetzen,
doch fehlte die Liebe, ich würd jemand verletzen
Und wenn ich als Menschenfreund mich gerierte,
Und Brot für die Welt all mein Geld offerierte,
Die Schulden der ganzen Welt zu bezahlen.
doch fehlte die Liebe, wärs nutzloses Prahlen.
Die Gaben des Geistes sind eigentlich gut,
ist auch kein Wunder, kommen schließlich von Gott.
Die Gaben des Geistes sie werden verliehen,
um damit dem Bau der Gemeinde zu dienen.
Ihr lieben Korinther, habt ihr das vergessen
und seid der Versuchung nun aufgesessen,
euch zu profilieren mit Gottes Geschenken,
an euch nur statt an die Gemeinde zu denken?
Die Gaben des Geistes, das sei hier bemerkt,
so werden ins Gegenteil sie verkehrt.
Den Grund, den müssen die Geistgaben legen
für ein starkes, ein echtes Gemeindeleben.
Doch Paulus rückt sie ins rechte Licht,
denn fehlte die Liebe, wär das alles nichts.
Sie merken, das ist ganz schön kompliziert,
wie Paulus die richtige Wertung erklärt.
Dem wir soviel Wert und Gewicht beigemessen,
ist morgen vergangen, ist morgen vergessen.
Doch wenn alles vergeht, was uns wichtig erscheint,
verstärkt das immens die Frage: Was bleibt?
Was bleibt, wenn so vieles, ja alles vergeht?
Der Glaube, die Hoffnung, die Liebe besteht.
So singt Paulus laut, in Ekstase, voll Lust,
von dem, was ihm über die Liebe bewusst.
Von Liebe singt er als dem besseren Weg
der von Menschen zu Gott, nein von Gott zu uns geht.
Die Liebe ist freundlich und eifert nicht,
geduldig, langmütig und bläht sich nicht.
Sie sucht nicht das ihre, verzeiht gern und viel,
der Wahrheit die Ehre sie geben will.
Lässt sich nicht erbittern, bleibt freundlich im Streit
und ist zur Versöhnung so gern bereit.
Sie will alles glauben, will alles ertragen,
sie hofft und erduldet, ohne zu klagen.
So schön, so romantisch das auch klingt,
in dem Maß zu lieben, kann nur der, der spinnt.
Ja, Paulus hat menschlichen Maßstab verlassen,
sein Loblied der Liebe zu verfassen.
Er schaut ganz auf Gott, schaut darauf wie Gott liebt
uns als seine Kinder, die das nicht verdient.
Nur weil Gott bereit ist, alles zu ertragen
den schwersten Weg bis ans Ende zu wagen
Den Weg der Ohnmacht, der hart aber schlicht,
im Sterben den Teufelskreis durchbricht.
Er schaut auf das Kreuz, das, weil Jesus dort stirbt,
die Tür öffnet, die uns zum Leben führt.
Als Torheit bezeichnen scharf denkende Leute,
die Botschaft vom Kreuz so wie damals auch heute.
Wieso sollte Gott, der allmächtige Herr
so leiden und sterben, das Verstehen fällt schwer.
Die Liebe sie fragt nicht, ob andre verstehn,
warum sie bereit ist, den Weg zu gehen.
Für uns wird er so zur Himmelsbrück‘
Hinüber zur Ewigkeit geht schon der Blick.
Doch kaum ist’s gesagt, rudert Paulus zurück
vom Ganzen erkennen wir hier nur ein Stück.
Wie in einem Spiegel ein dunkles Bild
dem irdischen Auge das Ew‘ge enthüllt.
Was bleibt? Nur drei Dinge sind zu sagen,
die alle bei Gott ihren Ursprung haben.
Die durch Gott erst zur Vollendung gelangen,
wir kennen als Abglanz nur ihre Namen.
Es bleiben drei Dinge von Gott vorgesehn,
Doch wir können sie halt nur menschlich verstehn.
Der Glaube bleibt, menschlich erfassen wir nur,
wir glauben an Gott, fides quae creditur
Ein Glaube, erwachsen und lebenserfahren
erprobt und geprüft, so ein Glaube kann tragen
Kein „Alles wird gut Gott“, doch dazu bereit,
mit uns zu gehen im Schmerz und im Leid.
Ein Glaube, der gern überraschen sich lässt,
gern tanzt und gern feiert, Glauben als Fest.
Ein Glaube, der auch ohne, dass er es sieht,
darauf vertraut, dass Gott Wegweisung gibt.
Die Hoffnung bleibt, menschlich erfassen wir nur,
worauf wir hoffen, spes quae speratur.
Alltägliches Hoffen ist hier nicht gemeint,
Nicht die Hoffnung auf Sonne, oder dass es noch schneit
Doch Hoffnung, die weiß um Zerbrechlichkeit
von Träumen, von Leben; von Endlichkeit.
Die Hoffnung, die ganz allein sich gründet
darauf, dass Christus den Sieg verkündet
Über Hölle und Tod. Weil er selbst diesen Pfad
gegangen ist, hält er Hoffnung parat.
Die Liebe, sie bleibt als die Größte von drein,
und Gottes Liebe strahlt in uns hinein.
Die Liebe Gottes, von der Paulus kann singen,
deren Funken in unser Leben dringen.
Ein Abglanz nur davon, wie Gott uns liebt,
der trotzdem in sich die Verheißung trägt.
Denn ohne die Liebe, ich sagt‘ es vorher,
da wär alles nichts, wäre dunkel und leer.
Der Glaube wär tot, ohne Werke der Liebe,
Die Liebe verkäm zur Erfüllung der Triebe.
Die Hoffnung, sie könnte den Blick nicht heben,
verkrümmt in sich selbst würden Menschen leben.
Doch mit dieser Liebe da ists als knipst man
bei einem schwarz-weiß Film die Farbe an
Die Gaben des Geistes sind wirkmächtig stark,
werden sie mit der Liebe gepaart.
Wir wollen aus dieser Liebe leben
Was Gott uns geschenkt hat, weitergeben.
Wir wollen von dieser Liebe erzählen,
mit Mündern und Händen, mit Herzen und Seelen.
Wir wollen die Liebe von der wir leben,
selbst liebend an andere weitergeben.
Von Gott erzählen, davon wie er liebt,
von dem weitergeben, was er uns gibt.
Mit anderen lachen, mit anderen weinen,
Mit Zweifeln und Angst nicht alleine zu bleiben.
Den Segen den Gott uns so reichlich gibt,
auch reichlich verteilen, weil Gott uns so liebt.
Ja, alles, alles muss einmal vergehn
nicht mal der Kuhschwanz kann ewig bestehn
Doch was wir aus Liebe tun in dieser Zeit
Als Antwort auf Gottes Liebe – das bleibt.
Und der Friede Gottes, der das übersteigt,
was wir denken fühlen, verstehn,
bewahre uns Herz und Sinne in dem,
der sich so gnädig an uns zeigt.
Amen
Predigtlied: C. Gaunt: Was uns bleibt
